Welche Baumart ist als Stadtbaum geeignet?

Bei der Auswahl der in der Stadt zu verwendenden Baumarten gehen die Meinungen oft auseinander, entsprechende Diskussionen werden hitzig geführt.
Die Einen vertreten die Ansicht, dass ausschliesslich einheimische Baumarten verwendet werden sollen und Neophyten nicht in Frage kommen würden.
Andere sind der Ansicht, dass möglichst an das Stadtklima angepasste Baumarten verwendet werden sollten.
Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen (wenn es sie denn überhaupt gibt).
Die klimatischen Bedingungen in einer Stadt wie Zürich sind sehr vielfältig. So macht es einen grossen Unterschied, ob ein Baum in einer Parkumgebung wie zum Beispiel im Rieterpark auf der Wiese steht oder auf dem im Sommer mit bis zu 60°C abstrahlenden Sechseläutenplatz aus Valser Quarzit.

Ein Stadtbaum sollte salz- und frosttolerant sein und nicht anfällig für Krankheiten. Ausserdem soll er möglichst keine herabfallenden Früchte tragen und eine schnittverträgliche Krone mit geeignetem, resp. ästhetischem Habitus ausbilden. Idealerweise verfügt er noch über eine ansprechende Herbstfärbung.

Um die ökologische Vielfalt zu gewährleisten sollten verschiedene Arten verwendet werden. So minimiert man das Klumpenrisiko, sollte sich plötzlich eine neue Baumkrankheit (Ulmensterben) oder ein neuer Schädling (Asiatischer Laubbockkäfer) in der Stadt ausbreiten.

Die hier beschriebenen Anforderungen an den Lebensraum können die wenigsten heimischen Baumarten erfüllen. Da sind fremdländische Arten, welche ihre Lebensräume zum Beispiel in den nordamerikanischen Steppengebieten, in den trockenen und heissen Gebieten Osteuropas oder in den kalten Provinzen Asiens haben unter Umständen angepasster.

Mikroklima

Die Bäume müssen mit dem sie umgebenden Mikroklima umgehen können. So kann ein einheimischer Baum vermutlich gut mit der Parksituation umgehen, sofern das Wasserangebot stimmt. Wobei die voranschreitende Klimaerwärmung auch bereits der einheimischen Buche im urbanen Raum Probleme bereitet. Und viele unserer städtischen Nadelbäume sind zwar einheimisch, kommen aber in den tieferen Lagen nicht natürlich vor sondern bevorzugen höher gelegene Standorte (Quelle: Lebensräume der Schweiz, R. Delarze).
Der typische Stadtbaum steht an einer Hauptstrasse oder auf einem versiegelten Platz. Er muss dabei oft mit Extremsituationen umgehen können.
So muss er mit wenig Wasser und wenig Wurzelraum auskommen. Die vom Asphalt abstrahlende Hitze kann im Sommer gut 60°C betragen.

Weiterführende Literatur

Die GALK-Liste

Aus dieser Problematik ist in Deutschland die «GALK-Liste» (Deutsche GartenAmtsLeiterKonferenz) entstanden. Auf ihr werden zukunftsträchtige, dem Stadtklima angepasste, Arten geführt. Die Liste ist dynamisch und wird ständig aufgrund von neuen Forschungsergebnissen ergänzt und erweitert. Sie kann im wesentlichen auch für die Schweiz eingesetzt werden.

So findet man auf ihr (zum Teil mit Einschränkungen) heimische Gehölze wie zum Beispiel den Feld- und Spitzahorn, die Rosskastanie, die Hainbuche, die gemeine Esche, die Traubeneiche oder die Pyramidenpappel.
Es sind jedoch auch fremdländische Arten wie die Silberlinde, die Scheinakazie, der Japanische Schnurbaum, die Japanische Zelkove, der Amerikanische Trompetenbaum, der Europäische Zürgelbaum oder der Ginkgo aufgeführt.

Selbstverständlich gilt es jeweils beim Einsatz dieser Bäume die jeweiligen Standortbedingungen genauer abzuklären und zu berücksichtigen.

Die vollständige GALK-Liste ist online abrufbar: GALK-Liste

Oft gilt jedoch: Ausprobieren ist erlaubt und erwünscht.
Nur weil ein Baum nicht auf der GALK-Liste aufgeführt ist, heisst dies nicht, dass er nicht gedeihen kann. Die GALK-Liste richtet sich vorwiegend an den Strassenbaum, welcher oftmals auf extremen Standorten leben muss. Ein Baum, welcher auf einem mehr oder weniger naturbelassenen Standort steht, hat in der Regel mehr Wurzelraum und oftmals auch mehr Wasser zur Verfügung. Dies erhöht den Pflanzerfolg von Bäumen massiv.
Werden mehrere Bäume gepflanzt, so sollte man auf Heterogenität achten. Monokulturen bieten oft ein Klumpenrisiko, die Gefahr eines Totalausfalls sämtlicher Bäume ist grösser, als wenn man auf verschiedene (ebenfalls geeignete) Arten setzt.

Übrigens: Die «heimische» Rosskastanie kommt ursprünglich aus Südosteuropa.

Stadtgrün 21

Die Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau hat sich intensiv mit den Stadtbaumarten im Klimawandel auseinander gesetzt. Das Resultat des Forschungsprojektes “Stadtgrün 21” kann hier heruntergeladen werden:

Abschlussbericht Stadtgrün 21
Stadtbaumarten im Klimawandel

ArboCityNet

Eine weitere Webseite, welche sich intensiv mit dem Urban Forest beschäftigt ist ArboCityNet.ch.

ArboCityNet (ACN) ist ein interdisziplinäres Schweizer Netzwerk, das in den Städten und Agglomerationen eine Brücke schlägt zwischen grünraumbezogenen Bildungs- und Forschungsinstitutionen, Verbänden, Behörden, Privatwirtschaft, Eigentümer/-innen und Nutzenden.
Es finden regelmässig Veranstaltungen und Exkursionen, auch für den Interessierten Laien, statt.